Violinmusik

Violinmusik
Violinmusik
 
[v-], das Violinspiel sonderte sich im späten 15. Jahrhundert vom Gambenspiel ab innerhalb der Kompositionsformen Solosonate, Triosonate, Concerto grosso, Solokonzert und Oper. Die Violine wurde, im Unterschied zur Gambe, meist von Berufsmusikern gespielt. Die frühesten gedruckten Violinkompositionen entstanden für höfische Hochzeitsfeste (Paris 1581, Florenz 1582). 1610 erschien die erste Violinsonate (Giovanni Paolo Cima, * um 1570, ✝ nach 1622); in der begleiteten Solo- und Triosonate war die Violine das vorherrschende Instrument. Den ersten kompositorischen und spieltechnischen Höhepunkt bildeten A. Corellis Violinsonaten Opus 5 (1700), die für viele italienische (u. a. A. Vivaldi) und deutsche Komponisten (G. P. Telemann, G. F. Händel, J. S. Bach) beispielgebend waren. Aus dem Concerto mit solistischer Violine entstand das von Vivaldi (1711) ausgeprägte Violinkonzert; in der Nachfolge Vivaldis stehen auch die Konzerte J. S. Bachs. Virtuose Bogen- und Grifftechnik kennzeichnen die Sonaten und Konzerte G. Tartinis, P. A. Locatellis und P. Nardinis, dessen kantabler Stil für die Violinkonzerte W. A. Mozarts bedeutsam wurde. - In Frankreich lebte das Violinspiel durch das Wirken J.-B. Lullys auf, der das Hoforchester ab 1656 zu bewunderter Disziplin heranzog. Weitgehend in der italienischen Tradition stand die französische Violinmusik des 18. Jahrhunderts (J.-M. Leclair, P. Gaviniès), neben der begleiteten Solosonate und der Triosonate wurde hier die virtuose Caprice für Violine solo gepflegt. - In Deutschland traten bereits in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts bedeutende Violinvirtuosen und -komponisten hervor (u. a. J. H. Schmelzer, H. I. F. Biber). Sie widmeten sich der virtuosen, durch reiches Doppelgriff- und Akkordspiel gekennzeichneten Solosonate, die in J. S. Bachs sechs Sonaten und Partiten (1720, darin die berühmte Chaconne) gipfelt.
 
In Paris und London schufen in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts J. Schobert, Johann Christian Bach und der junge Mozart Klaviersonaten mit begleitender Violine, aus denen sich die klassische Violinsonate mit vollgültigem Violinpart entwickelte (Mozart, L. van Beethoven). Im späten 18. und im 19. Jahrhundert schrieben G. B. Viotti, R. Kreutzer, P. Rode und v. a. N. Paganini, ferner L. Spohr, C. A. de Bériot, H. Vieuxtemps und H. Wieniawski Konzerte und Capricen von höchsten technischen Ansprüchen. Nunmehr widmeten sich auch Komponisten, die keine Geiger waren, dem Violinkonzert, so Beethoven, F. Mendelssohn Bartholdy, J. Brahms, M. Bruch, P. I. Tschaikowsky und A. Dvořák; Sonaten schrieben F. Schubert, C. M. von Weber, R. Schumann, Brahms und C. Franck. Wichtige Beiträge zur konzertanten Violinmusik leisteten in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts J. Sibelius, A. K. Glasunow, H. Pfitzner, M. Reger, A. Schönberg, B. Bartók, I. Strawinsky, A. Berg, S. S. Prokofjew, P. Hindemith, A. I. Chatschaturjan, D. D. Schostakowitsch, H. W. Henze und K. Penderecki; E. Ysaye, Bartók, Hindemith und Reger hinterließen auch Werke für Violine solo. Die nach 1950 entstandene umfangreiche Literatur an solistischer Violinmusik umfasst Werke von H. Badings, L. Dallapiccola, L. Berio, L. Nono, Henze, A. Ginastera, E. Carter, A. Schnittke, T. Baird, Penderecki, A. Pärt, W. Rihm und G. Ligeti.

* * *

Vi|o|lin|mu|sik, die: Musik für Violine [mit Begleitung].

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Violinmusik — нем. [виоли/нмузи/к] скрипичная музыка …   Словарь иностранных музыкальных терминов

  • Andrea Grossi — (* um 1660; † nach 1696) war ein italienischer Violinist und Komponist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Einzelnachweise 4 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Nicolaus a Kempis — Nicolaus à Kempis (* um 1600; † 1676 in Brüssel) war ein niederländisch belgischer Organist und Komponist. Leben Kempis Geburtsort ist unbekannt, der deutsch amerikanische Musikwissenschaftler Willi Apel vermutete Florenz als Geburtsort. Aktuelle …   Deutsch Wikipedia

  • Nicolaus à Kempis — (* um 1600; † 11. August 1676 in Brüssel) war ein niederländisch belgischer Organist und Komponist. Leben Kempis Geburtsort ist unbekannt, der deutsch amerikanische Musikwissenschaftler Willi Apel vermutete Florenz als Geburtsort. Aktuelle… …   Deutsch Wikipedia

  • Bologneser Schule (Musik) — Die Bologneser Schule (oder: Bolognesische Schule) war eine bedeutende italienische Komponistengruppe des 17./18. Jhs. Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Charakteristika 3 Vertreter 4 Einzelnachweise …   Deutsch Wikipedia

  • Antonio Veracini — (* 17. Januar 1659 in Florenz; † 26. Oktober 1733 ebenda) war ein italienischer Violinist und Komponist des Barock. Leben Antonio Veracini war Schüler seines Vaters Francesco di Nicolo Veracini (1638 1720), der ihn am toscanischen Hofe einführte …   Deutsch Wikipedia

  • Misu Ilie — Background information Birth name Gheorghe Mihai Ilie Born January 27, 1958 …   Wikipedia

  • Liste der Werke Max Regers — Der deutsche Komponist Max Reger (1873 1916) ist der Verfasser zahlreicher Musikwerke. Inhaltsverzeichnis 1 Orgelwerke mit Opus Zahl 2 Orgelwerke ohne Opus Zahl 3 Harmoniumwerke 4 Orchest …   Deutsch Wikipedia

  • Anton Steck — (* 1965 bei Freudenstadt) ist ein deutscher Violinist und Dirigent. Leben Anton Steck begann mit dem Studium der modernen Violine bei Jörg Wolfgang Jahn in Karlsruhe und der Barockvioline bei Reinhard Goebel in Köln. Nach seinen Studien war er… …   Deutsch Wikipedia

  • Bériot — Charles Auguste de Bériot, Lithographie von Joseph Kriehuber,1839 Charles Auguste de Bériot (* 20. Februar 1802 in Löwen; † 8. April 1870 in Brüssel) war ein belgischer Violinist, Violinpädagoge und Komponist …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”